Mit dem Krieg gegen die Ukraine treten höchst bedenkliche öffentlich geführte Debatten zu Tage. Vorweg: In diesem Text wird nicht russischer Regierungspropaganda ins Horn geblasen, wird nicht realtiviert, dass es sich um einen Angriffskrieg seitens des russischen Regimes handelt, wird nicht ausgeblendet, dass russische Neonazis – wie die „Gruppe Wagner“ – für die russische Seite kämpfen.
Dieser Beitrag betrachtet das so genannte „Regiment Asow“, einen ukrainischen militärischen Verbund mit klar neonazistischem Charakter, welcher politische, kulturelle und sportliche Ableger in sich vereint und sich in den letzten Jahren zu einem internationalen Bezugs- und Kristallisationspunkt für die weltweite und die westeuropäische Neonazi-Szene im Speziellen entwickelt hat.
Nazis oder einfach nur Elitekämpfer?
Viele bundesdeutsche Leitmedien unterschlagen mittlerweile den neonazistischen Charakter der Organisation oder stellen deren Bezug dazu im Zuge des Krieges in Frage. So wurde zum einen nach der Kapitulation der im Asowschen Stahlwerk in Mariupol ausharrenden Kämpfer, eine Diskussion über die Behandlung von Kriegsgefangenen geführt. In der Berichterstattung der Tagesschau wurde zwar darauf hingewiesen, dass es sich um Kämpfer des „Regiment Asow“ handelt, ihre neonazistische Ideologie aber blieb unerwähnt. Der „Asow“-Kommandeur gab der Tagesschau ein Interview (1). Auch die Sympathiebekundungen des ehemaligen ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk im März, der darüber hinaus noch bestritt, dass „Asow“ ein Neonaziregiment sei, wurden überwiegend unkritisch bewertet. Weiterlesen